„Wir sind doch einfach alle Menschen.“

-Der Filmemacher Josef Pröll am Bildungszentrum Bopfingen

Am 27.Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit und bald jährt sich dieser traurige Jahrestag. Weil die Gräueltaten, die im Dritten Reich unter Adolf Hitler verübt wurden, nie vergessen werden sollen, haben es sich die weiterführenden Schulen Bopfingens, die Werkrealschule, die Realschule und das Ostalb-Gymnasium, zur Aufgabe gemacht, der Kultur des Gedenkens an sehr viele Opfer des Nationalsozialismus einen Platz im Schulalltag einzuräumen. Denn die jungen Menschen, die in der Gegenwart und Zukunft die Gesellschaft mitgestalten und prägen, haben meist keine persönlichen Berührungspunkte mit dem, was vor über 77 Jahren in Deutschland geschah. Und das ist auch gut so.  Kein Mensch soll die Ängste, Bedrohungen, Qualen und Erniedrigungen ertragen müssen, die so viele Menschen, die nicht in Hitlers Schema passten, Andersdenkende, Menschen mit Behinderung, Juden, Sinti und Roma ertragen mussten.

Durch das Gedenken an das, was in der Vergangenheit geschehen war, sollen die Jungen und Mädchen sehen, dass nichts wichtiger als Frieden, Einheit und Toleranz. Bevor am 27.Januar 2022 eine Gedenkstunde mit den Schulklassen abgehalten werden soll, besuchen die älteren Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrums die Synagoge, um mehr über die Geschichte der Oberdorfer Juden zu erfahren.

In diesem Jahr bot sich zusätzlich die Gelegenheit, den Filmemacher Josef Pröll mit seinem Dokumentarfilm „Die Stille schreit“ an das Bildungszentrum einzuladen. Dieser entstand unter Mitarbeit von Miriam Friedmann und erzählt die Geschichte zweier jüdischer Familien. Miriam Friedmann ist in den USA geboren und lebt seit 2001 in Augsburg, wo ihre Großeltern angesehene Geschäftsleute waren. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde ihnen alles genommen: Ihre Immobilien und Firmen mussten zwangsverkauft werden und einen Tag vor ihrer Deportation nahmen sich die Großeltern Friedmann das Leben. Die Großeltern Oberdorfer wurden in Auschwitz ermordet. Die Eltern von Miriam Friedmann jedoch kamen nach einer langen Flucht von Italien, wo sie zeitweise gelebt hatten, nach England und in die USA. Sie bauten sich ein neues Leben auf. Da die Eltern Miriams die Kinder schonen wollten, erfuhr Miriam Friedmann nicht sofort, welches Schicksal ihre Eltern mit sich trugen. Erst beim Spielen mit ihrem Bruder fielen ihr Dokumente in die Hände, die schließlich die Vergangenheit ans Licht brachten.

Der Film zeigt, wie brutal und perfide das Nazi-Regime vorging, und bewegte die Schülerinnen und Schüler in der Aula des Bildungszentrums sichtlich. Im Anschluss daran kam Josef Pröll mit den 10.Klässlerinnen und 10.Klässlern der Realschule ins Gespräch. „Es ist doch völlig egal, welchen Glauben, welche Kultur, welche Hautfarbe man hat. Letztendlich sind wir doch einfach alle Menschen“, meinte eine Schülerin. Ein Fazit, das zeigt, dass es Josef Pröll mit seinem Film gelang, an verschiedenen Orten und in verschiedenen Menschen einen Samen auszustreuen, aus dem hoffentlich feste und kräftige Wurzeln ausschlagen werden. Wurzeln des Respekts und des Zusammenhalts. Für den Frieden.

Zu sehen sind die Schirmfabrikanten Emma und Eugen Oberdorfer vor ihrer Deportation nach Auschwitz. ©Bild aus Film – www.diestilleschreit.de